Experimentelle und theoretische Untersuchungen
zur nichtlinearen Absorption
von Bestandteilen des Photosyntheseapparates
Diplomarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Physik
eingereicht von Frank Hillmann
Betreuer :
Prof. Dr. rer. nat. habil. J. Voigt
Dipl.- Phys. T. Schrötter
Berlin, Februar 1995
Download als pdf-Datei (2 MB)
Die Laserspektroskopie hat eine breite Anwendung in der
Photosyntheseforschung gefunden. Spektroskopische Methoden sind geeignet,
Aussagen zu Struktur und Funktion der Untersuchungsobjekte zu gewinnen. Eine
der Methoden ist die nichtlineare Absorptionsspektroskopie. Sie bietet die
Möglichkeit, Informationen zu Exzitonentransfer und -relaxation in
Pigment-Proteinkomplexen, zum Beispiel dem lichtsammelnden Komplex des PS II,
zu erhalten.
Aufgabe dieser Arbeit war es, eine vorhandene Meßanordnung zur Bestimmung
der intensitätsabhängigen Einstrahl-Transmission hinsichtlich der
Meßgenauigkeit sowie der maximal erreichbaren Anregungsintensität zu
verbessern. Dabei sollten zum einen Diskrepanzen zwischen bereits vorhandenen
Meßergebnissen der nichtlinearen Absorption des LHC II aufgeklärt werden.
Zum anderen sollte die modellmäßige Beschreibung der experimentellen Daten der
relativen Transmission mit Hilfe verschiedener Modellsysteme sowie
Rechenmethoden erfolgen. Bei der mathematischen Beschreibung der Modelle
sollten die konkreten experimentellen Bedingungen genauere Berücksichtigung finden.
Zur Erhöhung der Meßgenauigkeit und Reproduzierbarkeit wurden neue optische
Elemente verwendet bzw. vorhandene automatisiert. Dadurch gelang es, den Fehler
der relativen Transmission auf 2 % zu verringern und die Reproduzierbarkeit in
diesem Bereich zu sichern. Außerdem wurde auf diese Weise eine Verringerung der
Meßzeit erreicht. Die Methode der relativen Einstrahl-Transmission wurde somit
zu einem schnell durchzuführenden Standardmeßverfahren weiterentwickelt.
Besondere Beachtung wurde der Bestimmung der Anregungsintensität geschenkt.
Dazu wurden die Methoden zur Messung der räumlichen und zeitlichen
Intensitätsverteilung praktikabler gestaltet, so daß zu jeder Meßreihe eine
präzise Intensitätsbestimmung möglich war. Dieses war
erforderlich, um die Unterschiede bereits vorliegender Resultate bezüglich der
Intensitätsachse aufzuklären.
Die Messung der relativen Einstrahl-Transmission erfolgte bei Raumtemperatur
für Wellenlängen von 640 bis 690 nm und Intensitäten von ca.
1*1013 bis 1*1019 Photonen*cm-2*Impuls-1.
Im Bereich der Wellenlängen <650 nm konnte bei Photonenflußdichten von
1*1015 bis 1*1018 Photonen*cm-2*Impuls-1
eine Zunahme der Absorption beobachten werden. Bei höheren
Intensitäten ging dieses Verhalten in ein markantes Ausbleichen über.
Für Wellenlängen >650 nm war ausschließlich ein mit zunehmender
Intensität stärker werdendes Ausbleichen zu erkennen.
Die Messungen erhärten qualitativ die bereits vorhandenen Ergebnisse.
Der Beginn des deutlichen Abweichens vom linearen Verhalten verschob sich
mit zunehmender Wellenlänge zu kleineren Intensitäten. Während bei einer
Wellenlänge von 650 nm erst ab 1*1018 Photonen*cm-2
*Impuls-1 ein Ausbleichen
deutlich wurde, konnte bei 685 nm bereits ab 1*1015
Photonen*cm-2*Impuls-1
ein Ansteigen der Transmission beobachtet werden. Um eine quantitative
Übereinstimmung mit den vorhandenen Ergebnissen zu erreichen, war es notwendig,
deren Intensitätswerte um einen Faktor von 2 bis 3 zu korrigieren.
Der spektrale Verlauf der relativen Transmission bei einer festen Intensität
(größer 3*1018
Photonen*cm-2*Impuls-1
) zeigte zwei Maxima, bei 650 nm und 680 nm.
Während das Maximum bei 650 nm in seiner Lage mit dem des
Absorptionsspektrums übereinstimmte, verschob sich das zweite gegenüber dem
Absorptionsmaximum um ca. 4 nm zu größeren Wellenlängen. Dieses Verhalten
stimmt qualitativ mit dem Verlauf der relativen Teststrahltransmission aus
bereits vorliegenden Pump-Teststrahlexperimenten überein.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden verschiedene Modellsysteme auf ihre Eignung
zur Beschreibung des Verlaufs der relativen Transmission geprüft. Dazu wurde
unter anderem ein bereits diskutiertes Modell aus zwei gekoppelten
Dreiniveausystemen verwendet. Ein vorhandenes Programm zur Lösung des
Bilanzgleichungssystems mit Hilfe des Runge-Kutta-Verfahrens wurde um die
stationäre Lösung und Korrekturverfahren bezüglich der räumlichen und
zeitlichen Intensitätsverteilung erweitert.
Aus quantenmechanischen Berechnungen eines Clusters aus 12 exzitonisch
gekoppelten Chlorophyllen, beruhend auf den Strukturdaten des LHC II, lagen die
Energien der einfach und zweifach angeregten Zustände sowie die
übergangswahrscheinlichkeiten zwischen ihnen vor. Unter Annahme einer
Boltzmannverteilung für die einfach angeregten Cluster konnte ein reduziertes
Dreiniveaumodell eingeführt werden. Zur Simulation konnte das bereits erwähnte
Programmpaket zur Lösung von Bilanzgleichungssystemen benutzt werden.
Eine anerkannte Methode zur Simulation komplexer Systeme ist die
Monte-Carlo-Methode. Damit war es möglich, das Cluster der 12 exzitonisch
gekoppelten Chlorophylle ohne Reduzierung zu betrachten. Es wurden Absorption,
stimulierte Emission sowie Relaxationen für alle Zustände des Clusters und
deren thermische Verteilung berücksichtigt.
Trotz unterschiedlicher Simulationsmethoden und der Berücksichtigung der
konkreten experimentellen Bedingungen war es nicht möglich, den Verlauf der
relativen Einstrahl-Transmission mit Parametern (Relaxationszeiten, Rate der
Exziton-Exziton-Annihilation) anzupassen, die im Einklang mit entsprechenden
Werten aus unabhängigen Meßmethoden stehen. Im Gegensatz dazu können die
qualitativen Effekte (Zusatzabsorption, Aufschalten) im Rahmen der Modelle
verstanden werden. Insbesondere folgt aus den Anpassungen der Daten auf Grund
des spektralen Verhaltens der relativen Einstrahl-Transmission die
Notwendigkeit, bei hohen Pumpintensitäten neben Ein-Exzitonenanregungen auch
Zwei-Exzitonenanregungen zu berücksichtigen.
Aufgrund dieses Widerspruches muß die Frage gestellt werden, in wieweit die
Photonentransportgleichung, Ausgangspunkt der untersuchten Modelle, die
Vorgänge der Wechselwirkung des intensiven Laserstrahls mit der Probe adäquat
widerspiegeln kann. Es ist zu vermuten, daß die Einbeziehung höherer Ordnungen
der elektrischen Suszeptibilität zur Beschreibung des Verlaufes der
nichtlinearen Transmission erforderlich ist.
Download als pdf-Datei (2 MB)